Wie steht Suhr finanziell wirklich da

An der letzten Gemeindeversammlung wurden die Jahresrechnung 2022 und die vier Kreditabrechnungen problemlos und ohne die übliche Diskussion bei Finanzthemen genehmigt. Auf den ersten Blick ist dies logisch. 

Anstelle des budgetierten Minus fiel die Jahresrechnung mit einem Überschuss von Fr. 919000.– viel besser aus und bei den Kreditabrechnungen gabs dreimal eine Kreditunterschreitung und einmal eine minimale Kreditüberschreitung. Also könnte man meinen, es sei alles gut. Doch bei genauerer Betrachtung und vorallem im Vergleich mit anderen Gemeinden sieht es eher düster aus.

Bei Kreditanträgen werden richtigerweise alle Arbeiten berechnet und vorsichtigerweise gut berechnet. Meist wird, obwohl bereits gut berechnet, zusätzlich auch noch ein Posten Reserve vorgesehen. Somit muss ohne unvorgesehene Ereignisse eigentlich immer eine Kreditunterschreitung resultieren. Wenn dann wie beim behindertengerechten Ausbau der Bushaltestellen nicht alle Haltestellen wie geplant ausgebaut wurden, ist eine starke Unterschreitung das Resultat. Da stellt sich die Frage, war die Planung realistisch und hätte man dies nicht schon vorher wissen können.

Bei der Jahresrechnung 2022 sieht man, dass die Ausgaben im Rahmen der Möglichkeiten realistisch budgetiert und diese auch gut eingehalten wurden. Wie andere Gemeinden ist Suhr den Empfehlungen des Kantons gefolgt und hat bei den Einnahmen, sprich vorallem Steuern, vorsichtig budgetiert. Bekanntlich ist die Wirtschaft besser durch unsichere Zeiten gekommen und die Steuereinnahmen fielen auch wegen zusätzlichen Einwohnern höher aus. Aber dies nicht im gleichen Ausmass wie bei anderen Gemeinden. Auf die Bevölkerungszahl umgerechnet entspricht der Gewinn in Suhr einem Ertrag von 84 Franken pro Einwohnerin oder Einwohner, wie aus Zahlen der Aargauer Kantonsbehörden hervorgeht. Damit hat Suhr viel schlechter abgeschlossen als die mittlere Aargauer Gemeinde, die auf ein Ergebnis von 281 Franken pro Kopf kommt.

Seit Jahren wird an fast jeder Gemeindeversammlung gesagt, dass Suhr beim Pro-Kopf-Steuereinkommen unter dem Durchschnitt im Bezirk und im Kanton liegt. Da gilt es nach Auffassung der FDP den Hebel anzusetzen. Derzeit wird in Suhr ein räumliches Entwicklungsleitbild REL erarbeitet. Dieses Leitbild wird dann über Jahre die Entwicklung von Suhr beeinflussen. Daher gilt es in diesem Leitbild die finanzielle Situation und das unterdurchschnittliche Steueraufkommen einfliessen zu lassen und eine langfristige Verbesserung anzustreben. Es wird massgeblich sein, wie die Stossrichtung, die Schwerpunkte sein werden, ob z.B. eine Entwicklung zu mehr günstigem Wohnraum oder zu eher teurerem Wohnraum für Besserverdienende (die meist auch mehr Steuern zahlen) angestrebt wird. Und  welche Entwicklung gestehen wir Firmen zu? Auch da stehen viele Steuerfranken auf dem Spiel.

Die FDP fordert bei der Erarbeitung des REL eine wirklich saubere Analyse der Ausgangslage unter Einbezug der finanziellen Situation im Vergleich zu anderen Gemeinden, eine breite Diskussion in der Bevölkerung, eine Gewichtung der verschiedenen Aspekte, eine Beurteilung der Einflussfaktoren und keinen Zeitdruck bei der Umsetzung. Es geht nicht nur um Bäume und Lebensqualität  – es geht um Suhr als Ganzes.